Marie Antoinette
2025-01-27 13:02:01
Da die APC 40 Mk II schon seit einigen Jahren nicht mehr produziert wird und auch nicht mehr neu verkauft wird, hatte ich hier mit B-Ware gerechnet. Das gelieferte Produkt war aber komplett neu und originalverpackt! Bin begeistert! :)Ich besitze bereits drei Controller aus der APC- Serie - APC mini, APC mini mk 2 und APC key 25 mk 2 - und hatte dementsprechend mit einer ähnlichen Qualität gerechnet, nur eben mit deutlich größerem Funktionsumfang. Was soll ich sagen? Auch wenn ich die anderen Geräte mag, ist das Ding hier qualitativ nochmal eine ganz andere Hausnummer! Wirklich ausnahmslos alle Bedienelemente sind haptisch sehr angenehm zu bedienen und absolut präzise. Die Fader sind breiter, länger und haben, ebenso wie die Drehregler, deutlich mehr Widerstand. Sämtliche hard und soft Buttons haben einen klar definierten Druckpunkt und sind nicht so schwammig, wie bei den günstigen Geräten der Serie.Was vor dem Kauf klar sein sollte: Die APC 40 Mk II ist eindeutig mehr ein Performance- als ein Produktionscontroller - anders als beispielsweise beim Ableton Push, der Maschine Jam oder dem Launchpad Pro lassen sich hier mit der Hardware keine Clips duplizieren / kopieren / löschen, keine Aktionen rückgängig machen oder Ähnliches, was sich vor Allem während der Produktion gebrauchen ließe.Dafür hat die APC den gigantischen Pluspunkt, dass für so ziemlich alle Funktionen, die man live benötigen könnte, dezidierte Bedienelemente vorhanden sind und es fast keine Doppelbelegungen gibt. (Eine Ausnahme bilden dabei z.B. die über der Pad-Matrix befindlichen Drehregler: Die können wahlweise Pan, Sends oder frei zuweisbare Befehle im User-Mode senden. ) Das heißt, sowohl für den Live- als auch den Studio-Einsatz: fast alles ist mit einer Hand bedienbar und die andere Hand kann, je nach Präferenz, am Instrument, der Bierflasche oder der Maus bleiben - wobei der Funktionsumfang der APC den Griff zu Maus oder Tastatur sehr oft überflüssig macht.Ein Umschalten ist hier äußerst selten nötig, was den Controller nicht nur sehr intuitiv macht (eine Lernkurve gibt es praktisch nicht, man rafft alles auf Anhieb), sondern auch großartig für improvisierte Sessions, in denen man eine Idee, die gerade durch den Kopf saust, blitzschnell umsetzen kann, ohne nachdenken zu müssen. Ich muss mich beispielsweise nicht, wie bei vielen anderen Controllern, für ein oder zwei Funktionsreihen unter den Tracks entscheiden, sondern habe alles da: Clip stop, track select, mute, solo, record arm.Ich will mal eben zwischen Devices wechseln, sie aktivieren oder deaktivieren? Geht! Ich will spontan DJ mäßig überblenden? Geht! Ich will schnell die Lautstärke des Metronoms erhöhen? Geht! Ich will plötzlich ein Accelerando haben? Geht! Das Teil fühlt sich einfach an wie purer Luxus! ;)Ein paar besonders durchdachte Dinge, die mir sehr gut gefallen haben:Der LED-Kranz an den Encodern, der oft den Blick auf den Laptop-Bildschirm ersetzt und damit irgendwie ein ganzes Stück mehr DAW-less feeling aufkommen lässt.Ein anderes kleines, aber geniales Detail: Die Clip-Stop-Buttons sind nicht, wie sämtliche anderen Soft-Buttons, erhaben, sondern leicht ins Gehäuse abgesenkt, damit man im Eifer des Gefechts nicht versehentlich daran hängen bleiben und so die Session vermurksen kann. Super Idee! Grundsätzlich ist Akai, meiner Meinung nach, der Drahtseilakt zwischen Kompaktheit und ausreichend Platz, um Eingabefehler zu vermeiden, sehr gut gelungen. Zwischen allen Bedienelementen ist auch für sehr große Hände oder dickere Finger genug Raum, um komfortabel schrauben, klicken oder schieben zu können, ohne dabei versehentlich andere Regler zu bewegen.Was mir auch gut gefällt: Der Encoder, der das Tempo steuert, ist gerastert. So lässt sich das Tempo auch wunderbar in sehr feinen Schritten ändern.Ebenso großartig finde ich die Möglichkeit, einen Fußschalter anzuschließen, der als Default-Einstellung Session Record übernimmt (einmal Drücken) oder zum nächsten freien Clip Slot springt (zweimal schnell Drücken) und dort aufnimmt. Natürlich lässt sich der Schalter aber per Midi learn jedem beliebigen Parameter zuweisen.Besondere Einrichtung war bei meinem Mac nicht nötig. Einstöpseln, Control Surface in Ableton auswählen, loslegen. Richtiges Plug-and-Play, so mag ich das! :)Gibt es auch etwas, das mir nicht so gefällt?Ein Software-Editor wäre ganz nett gewesen, aber notwendig ist der sicherlich nicht.Auch über eine Undo-Funtkion hätte ich mich gefreut, die lässt sich aber auch via MaxforLive und MIDI learn mappen, wenn man einen Schalter der APC dafür "opfert".Wer MIDI note on/off Befehle eingeben will, der sollte sich anderweitig umsehen, das beherrscht die APC nicht - aber ich gehe eigentlich davon aus, dass jeder, der sich das Ding zulegt, bereits das eine oder andere Keyboard, Pad-Controller, Synthies etc. rumstehen hat.Und natürlich ist das ein absolut auf den Ableton Session View abgestimmtes Produkt. Inwieweit es mit anderen DAWs interagiert, kann ich nicht sagen (bin sonst hauptsächlich in Studio One unterwegs, falls ich es damit mal ausprobiere, ergänze ich diese Rezension). Im Arrangement View in Ableton ist da dementsprechend auch nicht so viel los.Diese Kritikpunkte sind für mich der alles absolute Kleinigkeiten, wegen denen ich keinen Stern abziehe.Fazit?Akai, warum zum Geier stellt ihr die Kiste nicht mehr her?! Der "Nachfolger" APC 64 ist eine nette Idee, kann hiermit aber, meiner Meinung nach, definitiv nicht mehr mithalten. Auf dem Treppchen der besten MIDI-Controller für Ableton teilt sich bei mir die APC 40 Mk II den ersten Platz zusammen mit Push 3. Sehr gut durchdacht, unglaublich umfangreich, Haptik, Optik und Benutzerfreundlichkeit sind ein Traum. Dieses Sahnestück sticht unter den oft irgendwie "leblosen" (ihr wisst sicher, was ich meine ;) ) Hardware Controllern hervor und bietet eine wunderbare, sehr intuitive Schnittstelle zwischen Mensch und Computer - mehr ein Instrument als eine "Fernbedienung".Ich liebe es! :)